Yana Laguta: Die feine Linie des Meisters

Es gibt immer diejenigen, die Innovationen in die Kunst bringen, neue Horizonte erschließen und andere zu Mut und Kreativität inspirieren. In der Welt des Tattoos ist eine solche unübertroffene Meisterin Yana Laguta. Das Interesse an Feinheit und Eleganz führte Yana dazu, nur noch eine Nadel in ihrer Arbeit zu verwenden - eine Entscheidung, die ihren Stil veränderte und ihre Arbeiten noch feiner und eleganter machte.

In diesem Interview erfahren wir mehr über Yanas Weg in die Welt des Tattoos: ihre kreativen Methoden, Inspirationsquellen und Streben nach Perfektion.

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Lassen Sie uns mit einer Vorstellung und den für uns traditionellen Fragen beginnen. Erzählen Sie ein wenig über sich selbst. Woher kommen Sie und wo arbeiten Sie jetzt?

- Ich komme aus Russland, aus Sankt Petersburg. In den letzten drei Jahren habe ich viel gereist und in Europa gearbeitet, kehre aber gelegentlich nach Russland zurück.

Was hat Sie zum Tattoo geführt? Wer war Ihr Lehrer? Erzählen Sie uns, wie es war.

- Mein ganzes Leben lang war ich immer kreativ tätig, und vor sechs Jahren kam ich zur Welt der Tattoos. Es war damals praktisch unmöglich, eine Schule oder Kurse für Tattoos zu finden, da es kaum entwickelt war. Aber ich hatte das Glück, eine Tattoo-Künstlerin zu finden, der ich auf Instagram schon lange gefolgt war. Damals eröffnete sie ihr eigenes Studio im Zentrum von St. Petersburg und kündigte in ihren Stories an, dass sie nach Schülern suchte, um sie in ihrem eigenen Studio auszubilden. Am richtigen Ort zur richtigen Zeit. So erinnere ich mich immer noch daran, wie glücklich ich war, meinen Lehrer und das Tattoo-Studio zu finden, in dem ich nach dieser Ausbildung als angehende Künstlerin geblieben bin.

Ist Tattoo für Sie Kunst, Arbeit oder etwas anderes?

- Tattoo ist für mich ein Lebensstil. Ich habe lange nach mir selbst in verschiedenen Bereichen gesucht, aber das Tattoo hat alle meine Lieblingsteile des Lebens vereint: Fotografie, Design, Reisen, lebendige Kommunikation mit Menschen. Vor dem Tattoo habe ich fünf Jahre lang im Bereich Grafikdesign gearbeitet, aber ich habe mich nicht frei gefühlt. Mit dem Eintritt in dieses neue Gebiet hat sich mein Freundeskreis vollständig verändert, ich knüpfe leicht Kontakte, reise oft und beschäftige mich dabei wirklich mit etwas, das mir große Freude bereitet.

Sie haben unglaublich feine Arbeiten, und das alles dank der Tatsache, dass Sie nur eine Nadel verwenden. Erzählen Sie uns, warum Sie sich für den Fine-Line-Stil entschieden haben? Und wie kamen Sie dazu, nur mit einer Nadel zu arbeiten?

- Von Anfang an war mir klar, dass ich feine Arbeiten machen möchte. Seit meiner Kindheit habe ich gerne feine grafische Bilder mit einem schwarzen Stift oder Bleistift gezeichnet. Auch meine Ausbildung als Grafikdesignerin hat ihren Einfluss gehabt. Ich habe in einer Werbeagentur gearbeitet, mit Druckereien zusammengearbeitet, während meines Studiums eigene Schriften entwickelt, und modulare Raster und Designtools waren meine Bibel. Es ist alles recht feine und akribische Arbeit, daher konnte ich mir nicht einmal vorstellen, mich in einem anderen Stil als dem Grafikdesign weiterzuentwickeln.

Ich glaube auch, dass der Zeichenstil immer stark die Persönlichkeit des Künstlers widerspiegelt. Viele sehen in mir eine ziemlich ruhige, aber sehr zarte und weibliche Natur, und genau das übertrage ich in meine feinen, delikaten Arbeiten. Am Anfang habe ich mit 5rl- und 3rl-Nadeln gearbeitet, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich noch feiner arbeiten möchte. Mehrere Nadeln in einer Patrone haben sich ziemlich schnell abgenutzt, es hat mich genervt, alle halbe Stunde Patronen zu wechseln, also habe ich einfach eine Nadel ausprobiert. Ich mochte es. Teilen Sie einen Insider-Tipp: Wie heilen solch feine Arbeiten? Haben Sie ein Geheimnis, um die Langlebigkeit des feinen Tattoos zu erhalten? - Tattoos heilen hervorragend, wenn man die Technik des Arbeitens mit einer feinen Nadel versteht und die Besonderheiten jedes Hauttyps berücksichtigt. Der wichtigste Moment bei der Arbeit mit feinen Tattoos ist, sich nicht zu beeilen. Feine, gerade Linien erfordern immense Konzentration, daher benötigen solche Arbeiten viel Zeit. Trotzdem erfordern feine Tattoos manchmal Korrekturen, und Künstler, die in diesem Stil arbeiten, wissen das und warnen ihre Kunden immer vor möglichen Korrekturen. Der Kunde sollte die Besonderheiten solcher Tattoos im Voraus verstehen.

In Ihren Arbeiten verschmelzen Ornamente mit botanischen Motiven und Geometrie, und einige von ihnen erinnern visuell sehr an Elemente des thailändischen Sak Yant. Erzählen Sie, wie sich Ihr Stil entwickelt hat? Wie würden Sie Ihre Arbeiten selbst charakterisieren?

- Ich charakterisiere meine Tattoos als feine Schmuckstücke auf der Haut. Die Designs tragen selten eine bestimmte Bedeutung, aber wenn der Kunde dem Entwurf eine Bedeutung beimessen möchte, bin ich immer bereit, dies in die Zeichnung einzubeziehen, dabei aber meinen eigenen Stil beizubehalten. Etwa ein Jahr nach Beginn meiner Arbeit im Tattoo-Bereich kristallisierte sich mein Stil heraus, und ich merkte, dass ich gerne geometrische Kompositionen mit der Zugabe von neo-buddhistischer Symbolik mache. Nach einer Weile interessierte ich mich auch ein wenig für Astrologie, und das spiegelte sich ebenfalls in den Designs wider, in denen immer mehr Himmelskörper, Punkte, Linien usw. auftauchten.

Die Kompositionen meiner Tattoos bestehen heute hauptsächlich aus einer Vielzahl von Details und dem Kontrast zwischen dicken und dünnen Linien. Ich liebe es, neue Formen dieser Ornamente zu finden und sie dort zu platzieren, wo Frauen normalerweise Schmuck tragen. Auf diese Weise werden Tattoos zu echtem Schmuck, der ein Leben lang hält.

Gemäß Ihrem Instagram-Account scheinen Sie ständig zu reisen. Beeinflussen neue Orte Ihre Kreativität? Und wo fühlen Sie sich am wohlsten?

- Reisen sind ein untrennbarer Bestandteil der Arbeit eines modernen Tattoo-Künstlers. Durch Reisen lernen wir Künstler aus anderen Ländern kennen, tauschen uns aus, teilen unsere Techniken und Arbeitsmethoden. In meinem Fall liebe ich es besonders, darauf zu achten, wie der Prozess in verschiedenen Studios abläuft, und das zu übernehmen. Das war besonders nützlich, als ich mein eigenes Studio in St. Petersburg hatte. Dennoch erweitern Reisen stark die Grenzen im Bewusstsein und geben neue Inspiration. Ich schätze die Ausgeglichenheit im Leben, die Ruhe und die Routine sehr, aber auch bei einer qualitativ hochwertigen Routine braucht mein kreativer Geist Raum für Reisen. Das hilft, nicht auszubrennen.

Führen Sie Statistiken darüber, in wie vielen Ländern Menschen Ihre Tätowierungen tragen? Und in welchem Land sind sie Ihrer Meinung nach am beliebtesten?

- Ich würde sagen, dass der Fine-Line-Stil im Allgemeinen derzeit überall beliebt ist, nur an einigen Orten ist er stärker entwickelt, während er an anderen gerade erst beginnt. Die europäischen Länder, in denen dünnere Tattoos meiner Meinung nach am meisten geschätzt werden, sind Deutschland, Frankreich und die Niederlande.

Haben Sie Lieblings-Tätowierungen, Kunden, Projekte oder vielleicht einige ungewöhnliche Geschichten in Ihrer Karriere?

- Ich freue mich immer sehr, wenn Männer zu meinen Sitzungen kommen. Für mich ist das selten, da meine Designs nicht zu jedem männlichen Image passen. Dennoch mögen einige Männer genau diese feine Linie in meinen Arbeiten und möchten etwas davon auf sich haben. In solchen Fällen versuche ich dennoch, eine maskulinere Variante zu kreieren, während ich meinen Stil beibehalte. Das Ergebnis ist immer interessant und das sind in der Regel meine Lieblingsprojekte.

In einer Zeit, in der Tätowierer auf der ganzen Welt über sinkende Reichweiten und Statistiken auf Instagram klagen, scheint bei Ihnen alles in Ordnung zu sein. Können Sie das Geheimnis teilen?

- Mit Algorithmen und Reichweiten wird immer etwas passieren, und leider kann man dem nicht wirklich nachjagen. In meinem Fall versuche ich einfach, das zu tun, was ich tue, in einem regelmäßigen Rhythmus. Kontinuität und Regelmäßigkeit im Content sind die besten Ansätze für Promotion. Oft werden meine Arbeiten Top-Beiträge, weil ich versuche, nicht nur Tattoos zu machen, sondern interessante Positionen dafür zu finden. Ungewöhnliche Orte und Formen, die noch nicht gemacht wurden. Gerade solche Arbeiten werden zu Trends, sammeln Zehntausende Likes und erreichen eine enorme Reichweite. Damit kommt auch ein neues Publikum.

Vor Kurzem haben Sie den Kurs Single Needle gestartet, der, wie es scheint, nicht nur ein Kurs darüber ist, wie man Tätowierungen macht. Für wen ist er gedacht?

- Der Kurs Single Needle richtet sich an praktizierende Künstler, die einen Sprung in der Qualität ihrer Arbeiten machen wollen und lernen möchten, dünnere Linien nach meinen Techniken zu ziehen. Das Lehrprogramm umfasst nicht nur Informationen über Nadeln und Tätowierungen, sondern auch über Positionierung auf dem modernen Tattoo-Markt, wie wichtig es ist, die persönliche Marke zu entwickeln, wie man Arbeitsprozesse delegiert, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich habe viele Jahre lang Anfragen für Schulungen erhalten, aber ich wusste, dass ich mein gesamtes Wissen nicht in einen Workshop oder sogar in mehrere Tage packen konnte. Im Kurs habe ich all mein Wissen strukturiert, das ich über die Jahre meiner Karriere gesammelt habe. Ich kann mit Zuversicht sagen, dass dies der beste und umfassendste Schulungsprodukt für Tattoo-Künstler ist, das alle Aspekte der Entwicklung eines Tätowierers umfasst.

Was ist für Sie als Tätowierer am wichtigsten? Welche Ziele setzen Sie sich? Können Sie Ihre kreativen Pläne für die nahe Zukunft teilen?

- Fast jeder zweite Tätowierer betrachtet die Eröffnung seines eigenen Studios letztendlich als Höhepunkt seiner Entwicklung. Das mag zutreffen, aber ich möchte jedes Jahr neue Facetten meiner Kreativität entdecken. In Zukunft würde ich gerne über die Grenzen der Tätowierung hinausgehen und mit kleinen oder sogar weltweit bekannten kreativen Marken zusammenarbeiten, oder vielleicht sogar eigene Produkte entwickeln. Ich liebe Schmuck so sehr, dass ich die Tätowierung damit verbinden könnte. Ich möchte keine Vorhersagen treffen; normalerweise geschieht alles unerwartet und zur richtigen Zeit.